Dieses Bild zeigt, was Tierärzte zum Barfen sagen.
13. September 2024


Was sagen Tierärzte zum Barfen?

Beim Thema Barfen gehen die Meinungen der Tierärzte weit auseinander. Aus Sicht der meisten Tierärzte ist Barf eine gesunde Ernährungsweise für Hunde und Katzen. Barfen wird von vielen Tierärzten empfohlen, weil es sich hierbei um eine ausgewogene und artgerechte Fütterungsmethode handelt. Bedenken, die manche Tierärzte beim Barfen haben, sind, dass sich Haustierbesitzer nicht ausreichend über die Barf Fütterung informieren und dies zu einer Über- oder Unterversorgung des Vierbeiners führt.

Was sind die Vorteile beim Barfen?

Die folgende Liste zeigt die Vorteile beim Barfen laut der Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik Prof. Dr. Ingrid Vervuert aus dem Jahr 2017.

  • Eigene Zusammenstellung: Beim Barfen stellen Hunde- und Katzenbesitzer die einzelnen Barf Mahlzeiten eigenhändig zusammen. Diese Barf Mahlzeiten lassen sich auf die ernährungsbedingten Bedürfnisse des Hundes abstimmen, sodass die Tiere das Fressen optimal vertragen.
  • Verbesserte Zahngesundheit: Besonders die Knochenfütterung kann bei der verbesserten Zahngesundheit helfen, da stetige Kaubewegungen für eine optimale Zahnhygiene sorgen. Das Kauen bewirkt, dass Essensreste aus den Zähnen entfernt werden, was die Bildung von Zahnstein verringert.
  • Geringe Kotmenge: Mit der Barf Fütterung entsteht beim Hund oder bei der Katze eine geringe Kotmenge, da die hochwertigen Komponenten der Barf Mahlzeit besser vom Tier aufgenommen werden. Die Inhaltsstoffe werden von Vierbeinern bei Barf besser verwertet als bei künstlichem Industriefutter.
  • Reich an Nährstoffen: Barf Futter ist reich an Nährstoffen und ermöglicht eine optimale Versorgung des Hundes mit Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen. Dafür ist es jedoch notwendig, den Kalorien- und Nährstoffbedarf des Tieres genau zu berechnen und die Barf Mahlzeiten entsprechend zusammenzustellen.
  • Natürliche Fütterung: Barfen ist eine natürliche Art der Fütterung, da man den natürlichen Bedürfnissen des Hundes oder der Katze nachgeht. Das Barfen orientiert sich an dem Beuteschema der Wölfe bzw. dem Jagdinstinkt von Freigänger-Katzen. Wölfe und Freigänger-Katzen erlegen ihre Beute in der Natur und fressen diese samt Innereien und Blut. Dies soll die Barf Ernährung imitieren.

Laut vielen erfahrenen Hundebesitzern soll das Barfen darüber hinaus viele gesundheitliche Vorteile haben, wie eine bessere Verdauung, eine gesündere Haut, ein glänzendes Fell, mehr Energie, ein verbessertes Immunsystem und weniger Magen-Darm-Probleme. Außerdem ist Barf im Gegensatz zu vielen herkömmlichen Nass- und Trockenfuttern frei von künstlichen Zusatzstoffen.

Was sind die Risiken beim Barfen?

Die folgende Liste zeigt die Risiken beim Barfen laut einer Studie der Tierärztin Lisa M. Freeman, DVM, PhD aus dem Jahr 2013.

  • Keimbelastung: Rohes Fleisch kann mit vielen Krankheitserregern kontaminiert sein, auch wenn es sich um qualitativ hochwertiges Fleisch handelt. Dabei sind die häufigsten Krankheitserreger laut Freeman Salmonella spp. Auch durch das Einfrieren werden diese Krankheitserreger nicht abgetötet. Dies kann für Tier und Mensch gefährlich werden.
  • Über- oder Unterversorgung: Beim Barfen handelt man in Eigenverantwortung, damit der Hund ausreichend Nährstoffe erhält. Berechnet man die ernährungsbedingten Bedürfnisse des Hundes oder der Katze nicht detailliert, kommt es zu einer Über- oder Unterversorgung des Haustieres. Nährstoffüber- oder Nährstoffunterversorgungen wirken sich negativ auf die Gesundheit des Vierbeiners aus und können bei einer falschen Ernährung über eine lange Zeit hinweg gefährlich werden.
  • Gesundheitsprobleme bei Knochenfütterung: Die Knochenfütterung kann gemäß Freeman bei Hunden und Katzen zu Zahnbrüchen, Verstopfung sowie zu Magen-Darm- und Speiseröhren-Verletzungen führen.
  • Schilddrüsenüberfunktion: Laut eines Berichts kam es bei der Hälfte der getesteten Hunde zu einer Schilddrüsenüberfunktion, die das Barf verursacht haben könnte. Diese Hunde hatten eine viel höhere Harnstoff-Stickstoff- und Serumkreatinin-Konzentration als Hunde, die industrielles Futter gefressen haben.

Ab wann kann man laut Tierärzten mit dem Barfen beginnen?

Man kann laut Tierärzten mit dem Barfen bereits im Welpenalter beginnen. Welpen haben andere Bedürfnisse an die Barf Mahlzeiten als erwachsene Hunde. Eine falsche Zusammenstellung der Nahrung führt besonders in diesem Alter zu Wachstumsproblemen, Fehlbildungen und Störungen bei der Knochenentwicklung. Dies bestätigten die Tierärztinnen Dr. Julia K. Mack und Prof. Dr. Ellen Kienzle in ihrem Fallbericht in der Fachzeitschrift “Tierärztliche Praxis Ausgabe K - Kleintiere Heimtiere” im Jahr 2016.

Welpen und Junghunde gewöhnen sich zwar schnell an die Barf Ernährung, dennoch ist bei der Fütterung der jungen Hunde besondere Vorsicht geboten. Die präzise Recherche und die Auseinandersetzung mit dem Thema Barf ist für Hundebesitzer in jedem Tierhalter besonders wichtig, um allen ernährungsbedingten Bedürfnissen des Hundes gerecht zu werden.

Wie sollte Barf laut Tierärzten zusammengestellt werden?

Barf sollte laut Tierärzten aus rohem Fleisch, Innereien, Pansen, Knochen sowie Obst und Gemüse zusammengestellt werden. Eine Hundemahlzeit besteht beim Barfen zu 70 - 80 % aus tierischen Zutaten und zu 20 - 30 % aus pflanzlichen Komponenten. Die 70 - 80 % setzen sich aus 50 % Muskelfleisch, 20 % Pansen, 15 % Innereien und 15 % Knochen zusammen. Die 20 - 30 % bestehen bei Hunden zu 75 % aus Gemüse und zu 25 % aus Obst.

Bei einer Barf-Mahlzeit für Katzen ist das Verhältnis zwischen Fleisch und Gemüse 95:5. Katzen sind durchgehend Fleischfresser und benötigen nur einen sehr geringen Anteil an pflanzlichen Zutaten. Die 95 % an tierischen Komponenten bestehen bei der Katze aus 85 - 90 % Muskelfleisch und zu 10 - 15 % aus Innereien. Katzen erhalten kein Obst, da dessen Fruchtzucker für die Vierbeiner nicht gut zu verdauen ist.

Barf Rezept von Tierärzten

Das folgende Rezept von Tierärzten gilt für einen ausgewachsenen gesunden Hund, der 25 kg wiegt und einen täglichen Futterbedarf von 500 g hat. Das Rezept wird schließlich auf 2 - 3 Mahlzeiten aufgeteilt.

  • 175 g Rindfleisch
  • 70 g Rinderpansen
  • 52,5 g Rinderinnereien-Mix
  • 52,5 g fleischige Knochen
  • 112, 5 g Gemüse
  • 37,5 g Obst

Was ist die richtige Barf Futtermenge laut Tierärzten?

Die richtige Barf Futtermenge ist laut Tierärzten für erwachsene Hunde 2 - 3 % ihres Körpergewichts pro Tag und für Katzen 3 - 3,5 % ihres Gewichts. Welpen benötigen 6 - 8 %, Junghunde 5 - 7 % und Kätzchen 5 - 6 % ihres Körpergewichts an täglichen Futter. Alte Hunde und Katzen haben einen Bedarf von 2 % ihres Körpergewichts an Barf pro Tag.

Die genaue Barf Futtermenge pro Tag berechnet man, indem man das Gewicht des Hundes oder der Katze in Gramm mit der jeweiligen Prozentzahl (z.B. 0,02 oder 0,03) multipliziert. Je aktiver der Vierbeiner ist, desto mehr Futter darf er fressen. Die ermittelte Barf Futtermenge pro Tag wird dann auf 2 - 3 Mahlzeiten aufgeteilt.

Wann sollte man den Tierarzt beim Barfen aufsuchen?

Man sollte den Tierarzt beim Barfen aufsuchen, wenn man Anfänger ist und Unsicherheiten bezüglich des Barf Themas bestehen. Eine Barf Beratung beim Tierarzt hilft dabei, den Vierbeiner und dessen Bedürfnisse kennenzulernen, eine reibungslose Umstellung von konventionellem Futter auf Barf sicherzustellen und eine Fehlernährung zu vermeiden.

Hat der Hund eine Krankheit wie Diabetes oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, Übergewicht oder Untergewicht, unterstützt der Tierarzt den Hunde- oder Katzenbesitzer bei der Zusammenstellung von passenden Barf-Mahlzeiten. Auch wenn Nebenwirkungen wie Verstopfung oder schwerer, langanhaltender Durchfall auftreten, ist ein Tierarzt aufzusuchen, um die Symptome mit ihm abzuklären.